„Loud pipes save lifes“

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„Loud pipes save lifes“ - je lauter ein Auspuff, desto besser. So war es früher einmal. Doch in der Zwischenzeit hat sich vieles verändert. Nicht mehr nur der Krach steht im Vordergrund, sondern das Klangerlebnis. Der Sound muss durch die Ohren ins Herz gehen, ohne die Nerven zu strapazieren. Auch das Gesetz schreibt klar vor, in welchem Rahmen sich Auspuffmodifikationen bewegen dürfen – und was verboten ist.

 
Premio Tuning:
Ganz banal gefragt: Was bringt mir ein Sportauspuff überhaupt?

Jean Pierre:
Ganz banal geantwortet: kernigeren Sound und veränderte Optik. Die Leistung ist eher zu vernachlässigen, zumindest dann, wenn nur der Endschalldämpfer gewechselt wird und die Abgasanlage ansonsten gleich bleibt. Wer den kompletten Auspuff austauscht, der kriegt auch ein Leistungsplus als Belohnung, das man tatsächlich bemerkt. Die Faustregel ist einfach: Ein größerer Rohrdurchmesser verringert den Abgasgegendruck am Motor-Auslasstrakt. Das bringt mehr Power, ist aber ein gutes Stück aufwendiger und natürlich auch teurer, als wenn ich nur den Endtopf tausche. Wenn ich also „nur“ einen besseren Klang will, reicht meistens schon der Tausch des Endtopfs.


Premio Tuning:
Wie kommt der verbesserte Klang zustande?

Jean Pierre:
Die Basis dafür liefert natürlich der Motor. Was dann hinten rauskommt, hängt an der Dämmung, der Rohrführung, der Länge und dem Durchmesser, der Materialstärke und der Art des Materials. Eine Menge Faktoren, die alle passen müssen, damit auch der Sound passt. Grundsätzlich kann man folgendes sagen: dünnere Rohre machen den Klang heller, ein höherer Rohrdurchmesser bringt mehr Bass dank mehr Volumen. Funktioniert ein bisschen so, wie wenn man in eine Flasche reinpustet. Wenn man hineinbläst, entsteht ein Ton, und je nachdem, wie voll die Flasche ist, klingt dieser Ton hoch oder tief. Das nennt man Resonanz – und die ist entscheidend.


Premio Tuning:
Kann man tatsächlich aus jedem Motor einen sportlichen Sound herauskitzeln?

Jean Pierre:
Naja, es gibt natürlich Grenzen. Der Resonanzkörper muss schon auf den vorhandenen Hubraum abgestimmt sein. Ich kann zum Beispiel an einen Einlitermotor keine Dreizollanlage dranbasteln. Das ist total sinnlos, da wissen die Abgase ja gar nicht, wo sie hinsollen, wenn sie in die Abgasanlage reinkommen. Da ist dann einfach zu wenig Druck dahinter, das funktioniert nicht. Die einzelnen Komponenten, also Motor und Auspuff, müssen schon zueinander passen.  


Premio Tuning:
Bringt denn eine Nachrüstanlage gegenüber dem Serienauspuff noch weitere Vorteile?

Jean Pierre:
Wenn es sich um ein Qualitätsprodukt handelt, schon. Nehmen wir zum Beispiel die Dämmwolle. Serienanlagen sind in der Regel mit Fiberglaswolle gedämmt, im Nachrüstauspuff kommt dagegen Metallwolle zum Einsatz. Die verschleißt nicht nur weniger schnell, sondern leitet auch die Wärme besser ab. Außerdem rosten viele Serienanlagen mit der Zeit durch. So ein Rostloch im Auspuff bringt zwar auch ‚nen ganz netten Sound, ist aber nicht wirklich wünschenswert. Die meisten Nachrüstanlagen sind deshalb aus Edelstahl gefertigt. Die rosten nicht, und wenn sie gut gemacht sind, gibt’s auch sonst keine undichten Stellen.


Premio Tuning:
Der sportliche Klang eines Autos ruft auch gern mal die Polizei auf den Plan. Was muss man beachten, um mit der „Rennleitung“ keinen Ärger zu bekommen?

Jean Pierre:
Im Endeffekt zwei Dinge: nicht selber am Auspuff rumpfuschen, also die Dämmwolle ausräumen, Löcher in die Rohre bohren oder sonstige Späße. Und wenn Ihr Teile kauft, immer auf die Papiere achten. Viele Nachrüstanlagen und Endschalldämpfer bekommt Ihr mit EG-Betriebserlaubnis. Außerdem muss jeder Auspuff eine Typgenehmigung besitzen. Das Zeichen dafür muss deutlich sichtbar und unverwischbar am Auspuff abzulesen sein. Wer bei einem Qualitätshersteller einkauft und sich nicht von Billigangeboten in die Falle locken lässt, braucht in der Regel nichts befürchten.

Die meisten Nachrüst-Hersteller setzen auf Edelstahl. Das macht den Auspuff besonders langlebig.


„Kerniger Sound macht Laune und lässt jedes Auto
ein Stücken knackiger wirken. Allerdings müssen
die einzelnen Komponenten auch passen,
damit der Auspuffklang nicht zum Rohrkrepierer wird.“
Jean Pierre Kraemer